Viele von uns wa­ren bei der ge­ra­de zu En­de ge­gan­ge­nen Tisch­ten­nis-WM in Düs­sel­dorf als Zu­schau­er vor Ort live da­bei und ha­ben si­cher­lich vie­le blei­ben­de Er­in­ner­ung­en mit­ge­bracht. Ganz nah dran aber wa­ren zwei von uns: Kers­tin als Schieds­rich­te­rin und Ste­fan als Vo­lun­teer. Der DTTB hat auf sei­ner of­fi­zi­el­len Web­sei­te tisch­ten­nis.de am 6. Ju­ni 2017 fol­gen­den Ar­ti­kel über Kerstin ver­öf­fent­licht, den wir hier freund­li­cher­wei­se wie­der­ge­ben dür­fen:

 

Kerstin Duchatz im Herren-Doppel-Endspiel (Foto: Erik Thomas)

Volunteer Klaus Rettner traf sich mit Final-Schiedsrichterin Kerstin Duchatz (Foto: Erik Thomas)Die LIEB­HERR Welt­meis­ter­schaf­ten in Düs­sel­dorf sind ein sport­li­ches Top­er­eig­nis mit in­ter­na­ti­o­na­ler Be­deu­tung. Für den re­gu­la­to­ri­schen Rah­men und den fai­ren Ab­lauf der ein­zel­nen Spie­le braucht man auch Top-Schieds­rich­ter. Rund 150 von ih­nen wa­ren aus ver­schie­de­nen Na­ti­o­nen im Ein­satz. Kers­tin Du­chatz, seit 2016 Blue-Badge-Schieds­rich­te­rin, zähl­te eben­falls zu die­sem Kreis. Nach Aus­bil­dun­gen und Prü­fun­gen auf na­ti­o­na­ler Ebe­ne muss man für die­sen Sta­tus bei in­ter­na­ti­o­na­len Tur­nie­ren be­ste­hen, sich prü­fen las­sen und po­si­ti­ve Be­wer­tun­gen für sei­ne Leis­tun­gen er­hal­ten. Da­ne­ben ist Du­chatz noch ver­ant­wort­lich für die Schieds­rich­ter­aus­bil­dung im West­deut­schen Tisch­ten­nis-Ver­band. Bei der WM lei­te­te sie zahl­reiche Par­tien. Der Hö­he­punkt schlecht­hin war das End­spiel im Her­ren-Dop­pel zwi­schen Fan Zhen­dong/Xu Xin und Ma­sa­ta­ka Mo­ri­zo­no/Yu­ya Osh­ima.

„Ich ha­be mich sehr über die WM-No­mi­nie­rung durch den DTTB ge­freut“, ver­riet die 28-Jäh­ri­ge. Pro­fes­si­o­nell ha­be sie sich - ähn­lich wie es bei den Spie­lern der Fall ist – vor­be­rei­tet. „Es gibt ein 'hand­book for match of­fi­ci­als', in dem zum Bei­spiel die all­ge­mei­nen Ab­läu­fe be­schrie­ben und auch al­le neu­en Re­gel­aus­le­gun­gen ver­zeich­net sind. Das muss man un­be­dingt ken­nen.“ Zur Vor­be­rei­tung geht sie dann noch be­stimm­te Spiel­si­tu­a­ti­o­nen durch, um sich über das bes­te Ver­hal­ten klar zu wer­den. Kurz vor dem Tur­nier gibt es dann ein Brie­fing vom Ober­schieds­rich­ter zu den kon­kre­ten Ab­läuf­en vor Ort. Dann konn­te es los­gehen.

Der Ab­lauf ei­nes ty­pi­schen Schieds­rich­ter­ta­ges ist durch­ge­plant. „Ei­ne drei­vier­tel Stun­de vor Spiel­be­ginn be­ginnt die Spiel­vor­be­rei­tung in der Call Area. Die Spie­ler kom­men, ge­ben ih­re Schlä­ger ab, sa­gen wel­che Tri­kot­far­be sie tra­gen wol­len, wäh­len die Bäl­le aus“, er­zählt Du­chatz. Fünf bis zehn Mi­nu­ten vor­her geht es zum Tisch. Nach dem Spiel gibt es ei­ne Pau­se, dann geht die Proes von vor­ne los. „An den ers­ten WM-Ta­gen wur­den mir sehr vie­le Spie­le zu­ge­teilt. Die Kon­zen­tra­ti­on muss ganz schön hoch­ge­hal­ten wer­den, um den gan­zen Tag ei­ne gu­te Leis­tung brin­gen.“

In­ter­na­ti­o­na­le Er­fah­run­gen be­reits bei der Mann­schafts-WM in Dort­mund ge­sam­melt

Vor fünf Jah­ren war Ker­stin Du­chatz be­reits bei den Mann­schafts-Welt­meis­ter­schaf­ten in Dort­mund als na­ti­o­na­le Schieds­rich­te­rin da­bei. Ih­re Blue-Badge-Prü­fung leg­te sie bei der Ju­gend-WM in Frank­reich im Jahr 2016 ab. Mit gro­ßer Freu­de nahm sie die Nach­richt auf, dass sie zu­sam­men mit Lars Czi­chun das Dop­pel-Fi­na­le der Her­ren lei­ten soll­te. „Wenn man mit­ge­teilt be­kommt, dass man für die­ses Spiel vor­ge­se­hen ist, freut man sich. Das emp­finde ich dann als Wert­schät­zung mei­ner Leis­tun­gen hier im Tur­nier.“

Dann be­ru­hig­te sich Du­chatz wie­der und lei­te­te die Par­tie mit der glei­chen Pro­fes­si­o­na­li­tät wie zu­vor auch. „Es war fast ein Spiel wie je­des an­de­re.“ Hilf­reich sei es für das Fi­na­le ge­we­sen, dass ihr Schieds­rich­ter­part­ner und sie sich gut ken­nen. „Man trifft Ent­schei­dun­gen auf der glei­chen Ba­sis. Dann sind wir Schieds­rich­ter für den Zu­schau­er un­sicht­bar und das Spiel steht im Fo­cus – das ist dann pro­fes­si­o­nell.“ Das End­spiel sei „un­pro­ble­ma­tisch“ zu lei­ten ge­we­sen. „Ich habe den bes­ten Platz von al­len und nach dem En­de bin ich die ers­te Per­son, die den Spie­lern zum Welt­meis­ter­ti­tel gra­tu­liert. Dann sam­mele ich noch den Welt­meis­ter­ball ein und ge­he hin­ter die Ku­lis­sen.“

Ihr per­sön­li­ches Fa­zit zur Heim-WM ist po­si­tiv. „Die Er­fah­run­gen hier in Düs­sel­dorf ge­ben mir das Ge­fühl zu wis­sen, wo­für ich die Schieds­rich­ter­ar­beit das ge­sam­te Jahr aus­übe. Es mach­te Spaß, in die Hal­le zu kom­men. Man konn­te sich auf sei­nen Job kon­zen­trie­ren, ohne dass Är­ger auf­grund ir­gend­wel­cher Stö­run­gen oder schlech­ter Or­ga­ni­sa­ti­on auf­kommt.“ Die At­mos­phä­re sei „ein­zig­art­ig ge­we­sen. Es sind sehr sch­öne Er­in­ne­run­gen, die ich mit­neh­me.“

Quelle: Klaus Rettner, tischtennis.de, 06.06.2017